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Wohnen und Arbeiten am ehemaligen Blumengroßmarkt in Berlin Vortrag von Verena von Beckerath

8. August 2019

Termin: Donnerstag, 05. September 2019, 18.30 Uhr
Ort: BDA Hamburg Galerie, Shanghaiallee 6, 20457 Hamburg

Fotografie: Andrew Alberts
Fotografie: Andrew Alberts
Südliche Friedrichstadt

Text und Abbildungen: Integratives Bauprojekt am ehemaligen Blumengroßmarkt (IBeB). Architekten: ifau, Heide & von Beckerath, 2012-2018

Die Leitidee des Projektes, das von den Architekten und der Selbstbaugenossenschaft Berlin eG gemeinsam initiiert wurde, liegt in der Verbindung aus Wohnen und Arbeiten und richtet sich unter anderem an die Bedürfnisse von Künstlern und Kulturschaffenden. Ateliers und Wohnungen im Eigentum, genossenschaftliche Wohn- und Atelierflächen, Kompaktwohnungen für einen sozialen Träger sowie Gewerbeflächen bildeten das Programm für die Gründung einer Baugruppe. Die soziale und räumliche Ausrichtung des Projektes wurde gemeinsam mit den Eigentümern und Vertretern der Genossenschaft entwickelt. Dabei kam den öffentlichen und halböffentlichen Schnittstellen zum Quartier eine besondere Bedeutung zu. Auf Basis des im Rahmen eines Konzeptverfahrens ermittelten Grundstückspreises wurde eine projektinterne Querfinanzierung von genossenschaftlichen Wohn- und Atelierräumen realisiert.

Fotografie: Andrew Alberts
Fotografie: Andrew Alberts
Atelier im Souterrain

Das Gebäude nimmt mit seinem Volumen die maximal mögliche Auslegung des Bebauungsplanes in Anspruch. Die Architektur beruht zum einen auf drei horizontalen, über die beiden Treppenhäuser verbundenen Erschließungswegen, zum anderen auf dem Verhältnis zwischen der äußeren Hülle und fünf innenliegenden Lichthöfen. Diese Parameter beschreiben und bedingen die typologische Systematik der Nutzungseinheiten und die Einordnung in das Quartier. Das Erdgeschoss wird über einen zur Anlieferung umfahrbaren Weg erschlossen. Daran angeschlossen sind drei Hauseingänge sowie die Zugänge zu unterschiedlichen und teilweise mehrgeschossigen Ateliers, einem Garten, gemeinschaftlichen Hauswirtschaftsräumen und dem Keller. Eine der drei Erschließungsachsen befindet sich als Rue intérieure auf Ebene 1 und ist mit den begrünten Lichthöfen verbunden.

Die Wohnungen und Ateliers unterscheiden sich hinsichtlich der Größe, der Raumhöhe und des Ausbaustandards. Grundsätzlich sind die Einheiten in der Gebäudemitte modular aufgebaut, während die Einheiten an den Gebäudeköpfen eine stärkere Beziehung mit der Umgebung eingehen. Die Wohnungen und Ateliers auf den Ebenen 0, 1 und 4 sowie in den Gebäudeköpfen sind barrierefrei zugänglich. Die Konstruktion des Hauses besteht aus einer kombinierten Schotten- und Stützenbauweise. Alle Erdgeschossflächen sind transparent angelegt und lassen sich in den öffentlichen Raum hinein erweitern.

Fotografie: Andrew Alberts
Fotografie: Andrew Alberts
Atelier im Erdgeschoss

Das Haus ist so konzipiert, dass es unter Einbeziehung vorgefertigter Bauteile kostengünstig errichtet und als Effizienzhaus 70 (EnEV 2014) unter weitgehender Verwendung ökologischer Baustoffe realisiert werden konnte. Erschließungssysteme und Grundrisse erlauben ein großes Maß an Flexibilität bei späteren Um- und Ausbauten, sowie die Anpassung an sich ändernde Bedürfnisse. Alle 66 Wohnungsgrundrisse wurden bedarfs- und bewohnerorientiert geplant. Die 17 Ateliers und Gewerbeeinheiten sind als Rohlinge konzipiert, um im weiteren Ausbau durch die Nutzer individuell unterschiedlichen Anforderungen zu genügen. Die Entscheidungsfindung über Art und Lage der Gemeinschaftsflächen sowie die Entwicklung von verbindlichen Ausbaustandards erfolgte in engem Austausch mit der Baugruppe.

HEIDE & VON BECKERATH ist ein interdisziplinär arbeitendes Architekturbüro in Berlin. Tim Heide und Verena von Beckerath beschäftigen sich mit dem Raum als Ausgangspunkt für Projekte in unterschiedlichen Formaten und Maßstäben. Dabei wird die Arbeit am Entwurf als kontinuierliche Forschung an dem Verhältnis von Architektur und Gesellschaft verstanden. Die Arbeiten entstehen vor dem Hintergrund einer rationalen und gleichermaßen konzeptionellen Denkweise. Jedes Projekt wird in seiner gestalterischen, kulturellen und intellektuellen Dimension unabhängig und eigenständig entwickelt. Der Austausch mit anderen Architekten und Spezialisten ist wichtiger Bestandteil der Arbeit. Die Arbeiten des Büros werden international ausgestellt, publiziert und sind mit anerkannten Preisen ausgezeichnet.

Verena von Beckerath, geboren 1960 in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin. Nach kulturwissenschaftlichen Studien in Paris und Hamburg studierte sie Architektur an der TU Berlin. Sie war wissenschftliche Mitarbeiterin an der UDK Berlin, Gastprofessorin an der TU Braunschweig, Stipendiatin der Villa Massimo in Rom und Visiting Critic an der Cornell University in Ithaca, NY. Verena von Beckerath ist Professorin für Entwerfen und Wohnungsbau an der Bauhaus-Universität Weimar.

Um formlose Anmeldung zur Veranstaltung wird bis zum 29. August gebeten: events@bda-hamburg.de