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Die Gewinner*innen des BDA Hamburg Studienpreis 2022!

12. Mai 2022

Am 11. Mai 2022 hat der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA der Freien und Hansestadt Hamburg zusammen mit der BDA Stiftung Hamburg zum 15. Mal seinen Studienpreis verliehen. Mit dem Preis werden herausragende Leistungen, die im Rahmen eines Architektur- bzw. Städtebaustudiums entstanden sind, ausgezeichnet.

In diesem Jahr widmete sich der BDA Hamburg Studienpreis dem viel diskutierten Thema Einfamilienhaus. Einfamilienhäuser sind die beliebteste Wohnform. Die Frage war, ob man es heute aber noch verantworten kann, Einfamilienhäuser zu bauen und in ihnen zu wohnen. Muss das Wohnen in Zeiten des Klimawandels und einer allgegenwärtigen Landverknappung nicht ganz anders organisiert werden? Im vergangenen Wintersemester haben Studierende von sieben Hochschulen deutschlandweit ihre ganz eigenen Antworten auf diese Fragen erarbeitet und sich damit für die Teilnahme am BDA Hamburg Studienpreis 2022 qualifiziert.

Aus 35 eingereichten Arbeiten kürte die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Carsten Lorenzen in diesem Jahr drei Einzelarbeiten für den 3. Preis, den 2. Preis und zwei 1. Preise.

Einen 1. Preis erhält Lina Wenzel (5. Semester Bachelor), hochschule 21 Buxtehude, für ihre Arbeit „Sehnsuchtsort Einfamilienhaus – Sunken gardens“.

Lina Wenzel
Lina Wenzel
„Sehnsuchtsort Einfamilienhaus – Sunken Gardens“

Die Jury sagt dazu: „Die Sicherung von Einfamilienhaus-Qualitäten in Zeiten des Klimawandels und einer allgegenwärtigen Landverknappung als Verdichtungs- bzw. Nachverdichtungsaufgabe zu verstehen, liegt auf der Hand. Mehrere Wettbewerbsbeiträge haben das Thema auf diese Weise bearbeitet. Lina Wenzel, so die einhellige Überzeugung der Jury, ist das am besten gelungen. Sie platziert kubische Baukörper in eine heterogene Struktur aus 3-4-geschossigem Geschosswohnungsbau und Einzelhäusern. In Maßstäblichkeit und Körnung fügt sich ihr Entwurf ein, überzeugt aber vor allem in seiner architektonischen Gestalt und Prägnanz. Die Häuser sind unterschiedlich hoch und versetzt angeordnet. Das erzeugt gut proportionierte Zwischenräume, die eine hohe Individualität haben. Zum Teil sind die Zwischenräume abgesenkt (sunken gardens), was die Individualität noch verstärkt. Besonders angetan ist die Jury von der Einfachheit und Robustheit des Entwurfes. Die Struktur ist auch für andere Kontexte gut verwendbar und somit eine äußerst wertvolle Antwort auf die Frage, wie in Zukunft Einfamilienhaus-Qualitäten in verdichteter Bauweise umgesetzt werden können.“

Einen weiteren 1. Preis erhält Nguyen Quy Phu (2. Semester Master), aac Academy for Architectural Culture Hamburg und Frankfurt University of Applied Sciences für seine Arbeit „Creative House“.

Nguyen Quy Phu
Nguyen Quy Phu
„Creative House“

Die Jury sagt dazu: „Die Jury würdigt, dass sich Nguyen Quy Phu mit seiner Antwort, wie in Zukunft Einfamilienhaus-Qualitäten realisiert werden können, aus den traditionellen Kontexten entfernt. Er platziert sein Familienhaus als Wohn-/Arbeitsscheibe in einen urbanen Zusammenhang und bringt so zum Ausdruck, dass Wohnen im Grünen nicht nur auf der grünen Wiese stattfinden kann. Das Grüne ist hier gleichsam in den Grundriss hineingezogen worden. Ob sein 6×18 m großes Projekt, das sich über drei Ebenen zuzüglich Galerien erstreckt, einen für das selbst gewählte Programm geeigneten Fußabdruck hinterlässt, könnte man auf den ersten Blick bezweifeln. Der Entwurf entkräftet solche Kritik: im Haus wird nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet. Darüber hinaus ist eine Galerie untergebracht. Dahinter steckt der Gedanke, dass synergetische Nutzung Platzeinsparung bringt: tagsüber kann der Arbeitsplatz erweitert werden, wenn man den Wohnplatz mitnutzen kann – und abends umgekehrt. Die Arbeit überzeugt in seiner sehr gekonnten gestalterischen Umsetzung und graphischen Ausarbeitung. Auf die Frage, wie Qualitäten eines Einfamilienhauses in anderen Strukturen umgesetzt werden können, gibt es nicht eine, sondern viele Antworten. Eine sehr konsequente und schön dargestellte, wenn auch etwas elitäre, gibt dieser Wettbewerbsbeitrag. Die Jury hat sie überzeugt.“

Den 2. Preis erhält Tom Ehlers, aac Academy for Architectural Culture Hamburg und TU Braunschweig, für seine Masterarbeit „Unter einem Dach“.

Tom Ehlers
Tom Ehlers
„Unter einem Dach“

Die Jury sagt dazu: „Die Arbeit überzeugt vor allem durch den Ansatz, das gemeinschaftliche Wohnen als Alternative zum individuellen Wohnen im Einfamilienhaus herauszuarbeiten. Der Bezug zum Schwarzwaldhaus wirkt im Villengebiet an der Oker in Braunschweig zunächst etwas irritierend, erschließt sich dann aber vor allem inhaltlich und typologisch in Bezug auf die gemeinschaftliche Wohnform mit allen Funktionen unter einem Dach. Die klare Gliederung der Grundrisse mit einem Wechselspiel von Gemeinschaftsflächen und privaten Rückzugsräumen wird von der Jury sehr positiv beurteilt. Vor allem die großen und robusten Erdgeschossräume für gemeinschaftliches Lagern und Werkeln als Neuinterpretation der klassischen Garage bzw. Kellerwerkstatt, die einen wichtigen Aspekt des Einfamilienhauses aufgreifen, werden besonders gewürdigt. Gleiches gilt für die zweigeschossigen Gemeinschafträume in den Obergeschossen, die eine großzügige Weite ausstrahlen und durchaus die Qualitäten eines Einfamilienhauses in ein Mehrparteienhaus überführen können. Leichte Schwächen auf hohem Niveau sieht die Jury im Maßstab der städtebaulichen Setzung im kleinkörnigen Villengebiet am Gaußberg und in der vergleichsweise geringen Behandlung des Garten- und Freiraumthemas bei der Transformation der Qualitäten eines Einfamilienhauses in ein gemeinschaftliches Wohnen. Stärken hat die Arbeit auch im artifiziellen architektonischen Ausdruck, der feingliedrigen Fassadengestaltung und auch besonders in der Plandarstellung und in der Qualität der perspektivischen Darstellungen, die für eine Studienarbeit überdurchschnittlich herausstechen. Insgesamt stellt die Arbeit aus Sicht der Jury inhaltlich und architektonisch eine überzeugende Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung dar.“

Den 3. Preis erhält Daniel Afriyie Owusu (5. Semster Bachelor), hochschule 21 in Buxtehude für seine Arbeit „Sehnsuchtsort Einfamilienhaus“.

Daniel Afriyie Owusu
Daniel Afriyie Owusu
„Sehnsuchtsort Einfamilienhaus“

Die Jury sagt dazu: „Die schematische Entwicklung der Siedlung auf dem Grundraster von 5×5 Metern und die tetrisartige Entwicklung in der Vertikalen führt zu einer guten Verdichtung einerseits und einer abwechslungsreichen Architekturlandschaft mit differenzierten Außenräumen andererseits. Die Gebäudecluster sind zeilenartig auf dem Grundstück addiert, die Struktur wird durch einen Marktplatz mit angrenzenden öffentlichen Nutzungen aufgewertet. Die Gliederung der öffentlichen Erschließungsfläche durch die Vor- und Rücksprünge lässt eine differenzierte Gestaltung erwarten. Konterkariert wird diese Idee leider durch die individuellen Stellplätze der PKWs am Haus. Hier hätte die Jury ein innovativeres Konzept zur Mobilität erwartet. Die Grundrisse der bis zu dreigeschossigen Baukörper sind schlüssig organisiert, wobei das dritte Geschoss über eine separate Treppe erschlossen ist, was zusätzlichen Flächenverbrauch verursacht und unwirtschaftlich erscheint. Nicht vollends überzeugen können die Innenhöfe, die teilweise von zweigeschossigen Gebäuden verschattet und nur durch Hecken getrennt von mehreren Parteien genutzt werden. Die Gebäude sind in Ziegelmauerwerk verblendet, was insgesamt zu einem angenehm homogenen Erscheinungsbild führt. Die Arbeit ist ein wertvoller Beitrag zum Sehnsuchtsort Einfamilienhaus.”

Die Gewinnerprojekte sowie alle eingereichten Arbeiten sind bis zum 18. Mai 2022 öffentlich ausgestellt:
PROBERAUM Oberhafenquartier
Stockmeyerstraße 41, 20457 Hamburg-HafenCity
28. April bis 18. Mai 2022
Öffnungszeiten: Mo – Fr, 10 – 16 Uhr

Mehr Details zu den Gewinnerprojekten sind auf den Preis-Seiten zu finden.

Feierliche Preisverleihung des BDA Hamburg Studienpreises 2022 in der Halle 424 im Oberhafenquartier am 11. Mai 2022.

Fotografie Bina Engel
Fotografie Bina Engel

Hintere Reihe, v.l.n.r.: Finn Warncke, Prof. Bernhard Winking, Prof. Sona Kazemi, Enno Maass, Ulrich Zeiger, Laura Jahnke, Prof. Philipp Kamps, Prof. Joris Fach. Vordere Reihe, v.l.n.r.: Tom Ehlers (2. Preis), Nguyen Quy Phu (1. Preis), Lina Wenzel (1. Preis), Daniel Afriyie Owusu (3. Preis).

Für die freundliche Unterstützung danken wir