Haus im Wald — Raum der Stille

Anerkennung Region Oberland

Beurteilung der Jury

In welcher Beziehung soll ein Haus zu seiner umgebenden Natur stehen? Der Raum der Stille in Krün liefert zu dieser Frage einen interessanten Beitrag und lässt hoffen, dass bei den Besuchenden ein Nachdenken über das Verhältnis von Architektur und Natur stattfindet.
Der Ansatz, durch den Bauvorgang keinerlei Spuren in der Natur zu hinterlassen, wird von der Jury sehr positiv bewertet. Der behutsame Umgang mit dem Ort vermeidet dabei Narben durch den Bauprozess und ruft in Erinnerung, was durch das moderne Bauen nahezu verloren gegangen ist.

Die Schichtung der Tannenbretter ist differenziert und erweckt den Eindruck, dass sich die Gebäudehülle in einer Art Phasenübergang zwischen festem und gelöstem Zustand befindet. Es scheint, als ob sie einem konstanten Zustand ausweicht. Der Besucher steht in einem ständigen Dialog zwischen Natur und Architektur.

Das ganze Gebäude erwächst aus repetitiven Elementen zu einer komplexen Struktur, weshalb zwischen Wänden und Dach kaum differenziert werden kann. Im Meditationsraum sitzend, verschwindet die Fassade mit rahmenloser Verglasung, als ob man (fast) direkt in der Natur sitzen würde.

Letztendlich drängt sich vor Ort die Frage auf, wozu die Architektur eigentlich da ist. Die Architektur wird in ihrer beinahen Abwesenheit immer anwesender. Ein paradoxes Gefühl und ein gelungener Beitrag für die Wechselwirkung zwischen Gebautem und Natürlichem.

Guobin Shen