Foto: koeberl döringer Architekten

Schneekirche, Mitterfirmiansreut

Bischof Firmian Straße, 94158 Mitterfirmiansreut

Foto: koeberl döringer Architekten

Schneekirche, Mitterfirmiansreut

Preisträger BDA-Architekturpreis Nike 2013 Nike für Symbolik, Preisträger BDA Preis Bayern 2013 Soziales Engagement
Projekt
Schneekirche, Mitterfirmiansreut
Architekt
Köberl Döringer Architekten, Passau
Bauherr
Verein 100 Jahre Schneekirche Mitterfirmiansreut e.V.

Vor etwa hundert Jahren hatten die Bewohner von Mitterfirmiansreut, einem Ortsteil von Philippsreut im Bayerischen Wald, mit einer ungewöhnlichen Aktion auf sich aufmerksam gemacht. Aus eigener Kraft errichteten sie eine 14 Meter lange Kirche aus Schnee und Eis. Nach dem Vorbild des Passauer Doms hatte die Schneekirche sogar zwei Türme und machte den beschwerlichen Fußmarsch zur Sonntagsmesse im Nachbarort überflüssig. Regionale und überregionale Zeitungen hatten im Winter 1911 von dem erstaunlichen Bauwerk berichtet, das sogar in amerikanischen Illustrierten abgebildet war. Die Dorfbevölkerung selbst verstand ihr Schneebauwerk als Protestaktion, mit der sie auf die Dringlichkeit einer eigenen Kirche hinweisen wollte.

Zum hundertjährigen Jubiläum des ungewöhnlichen Kirchenbaus in Mitterfirmiansreut, das heute als Winterskiort im Dreiländereck bekannt ist, setzte sich ein Förderverein zum Ziel, mit einer neuen Schneekirche an den Vorgängerbau zu erinnern. Private Sponsoren sowie die Gemeinde Philippsreut und die tschechische Nachbargemeinde Strážný beteiligten sich an der Finanzierung des 70.000 Euro teuren Gotteshauses. Insgesamt 1.400 Kubikmeter Schnee wurden auf dem Berg über dem Skiort zu einer frei geschwungenen Kuppelform aufgetürmt. Das Untergerüst aus Blechpaneelen gab den Schneemassen Halt – für die Fensterportale und den Altar wurden Eisblöcke verwendet. Dank der tatkräftigen Initiative der Mitglieder des Fördervereins 100 Jahre Schneekirche Mitterfirmiansreut konnte der Kirchenbau mit seinem knapp 19 Meter hohen Turm im Dezember 2011 fertiggestellt werden. Die neue Schneekirche war eine Gemeinschaftsaktion, die Tausende von Besuchern anzog. Bevor die temporäre Architektur dem Tauwetter zum Opfer fiel, wurde sie als ein Ort der Versammlung, für Gottesdienste und verschiedene Veranstaltungen genutzt.